Klopothek - White Noise Bar

April

jeden Mittwoch ab 22.00 im Studio 672

 

7.4.1999

6 Fäuste Für die Avantgarde

Wolfgang Hanka vs. Günther Janssen (Köln)

Very Special Guest: Joachim Ody (Köln)

Eintritt: DM 5.-

In unserer Reihe für DJs ab 40 präsentieren wir heute Wolfgang Hanka, SPEX-Mitarbeiter der ersten Stunde und Plattenhändler (Music Rebel) und Günther Janssen, stadtbekannter WDR-Miarbeiter. Deus ex Machina ist Joachim Ody, wie Hanka einer der ersten SPEX-Autoren ever. Zu dritt werden sie die Ablagerungen ihrer Archive und ihrer unglaublich großen Plattensammlungen durchforsten. Den Wohnraum, den sie für ihre Vinyl-Leidenschaft opfern mußten, nimmt mittlerweile die Größe einer 4-Zimmer-Altbauwohnung ein. Jetzt gilt es, die beste Musik in ihren obskursten resp. naheliegendsten Varianten und Abweichungen vorzustellen. Laut Joachim Ody ist das "eine hochinteressante Idee". Kein Wunder, er wird dafür ja von uns bezahlt.

 

14.4.1999

Kobat (Source Records, Köln)

DJ: Wolfgang Brauneis

Eintritt: DM 10.-

Vor einigen Jahren veröffentlichte Ralf Merten a.k.a. Kobat auf dem Heidelberger Source Label, der Adresse für jazzige, innovative Weiterentwicklungen von aktueller elektronischer Unterhaltungsmusik, eine Aufnahme, auf der er Techno als Kompositionen/Improvisationen für präpariertes Klavier zelebrierte. Was sich etwas prätentiös wie die Hochzeit von John Cage und Wolfgang Voigt (Mike Inc.) ausnimmt, war in der Tat eine konzentriert improvisierte, verloren um sich selbst kreisende Groovemusik, die technoide Repitionen mit Klangfarben, wie man sie sonst nur aus der Neuen Musik kennt, kombinierte. Mittlerweile ist Ralf Merten nach Köln gezogen, betreibt ein Studio und hat mit "Barjazz mit Begleitautomaten" ein Projekt ins Leben gerufen, das wie Kobat scheinbar Unmögliches, in diesem Fall: Free Jazz und Easy Listening, schlüssig zusammenbringt.

Kobat steht aber weiterhin für seine konsequent experimentelle Unternehmungen. Für seine heutige Performance wird er die "Fender Rhodes-Variationen" aufführen. Das elektrische Piano bietet zwar nicht die klassischen Möglichkeiten der Saitenpräparation. Aber der warme, perlende Klang des Fender Rhodes sorgt für ganz andere, ebenso höchst angenehme wie befremdliche Effekte der Verfremdung.

 

21.4.1999

Repeat: Toshimaru Nakamura / Jason Kahn (Tokyo / Genf)

DJ: Konrad Feuerstein

Eintritt: DM 15.-

Die Meriten, die sich beide Musiker in ihren Anstrengungen um avancierte, zeitgenössische Musik in den letzten 10 Jahren errungen haben, sind beeindruckend. Immer im Mittelpunkt stand dabei die Auseinandersetzung mit der Improvisierten Musik, deren Haltung, sich konsequent Klischees zu verweigern, sie in eine eigene, ausdrucksstarke Sprache übersetzten.

Der Schlagzeuger Jason Kahn hat als Gründungsmitglied der legendären SST-Band „Universal Congress Of“ Musikgeschichte geschrieben. Damals, in den späten 80ern, ging es um die Fusion von Jazzrock, Punk und den Harmoldics des Free Jazz Ornette Coleman’scher Prägung (in der Zeit spielte er auch bei den nicht minder legendären Cruel Frederick). Nach einem Wohnsitzwechsel, der ihn nach Berlin führte, wühlte er sich tief in die dortige, sehr lebendige Echtzeitmusikszene ein, spielte u.a. mit den Free Jazz Stars Johannes Bauer, Dietmar Diesner, Olaf Rupp, aber auch mit internationalen Vertretern dieser Musik wie David Moss, Sainkho Namchylak, Christian Marclay etc.

Von 1994 bis 1998 war er an dem Ensemble "The Orchestra of Excited Strings" des Minimalkomponisten Arnold Dreyblatt beteiligt. Zu seinen wichtigsten Projekten avancierten "Cut", die den Geist der großen SST-Tage fortleben lassen, und eben REPEAT. Hier trifft er auf den japanischen Gitarristen und Elektroniker Toshimaru Nakamura, der bereits mit Yoshihide Otomo (Ground Zero) oder auch mit Blixa Bargeld zusammengearbeitet hat. Für das japanische "No Sound"-Label "meme" veröffentlichte er die enigmatische CD "un“.

 

REPEAT kommen vom Lärm, haben aber den Krach in immer sublimer werdenden Schleifen, minimalen Repitionen und verhangenen, trägen Drones aufgelöst. Von ihrer Musik geht dabei eine Gereiztheit, eine innere Spannung aus, die man an sich selber nach schlaflosen Nächten kennt. REPEAT strahlen eine Klarheit aus, die unmerklich in einen verstörenden, surrealen Rausch abgleitet.

 

28.4.1999

Brandon LaBelle (Selektion, Los Angeles) 

DJ: Frank Dommert

Eintritt: DM 10.-

Brandon LaBelle ist Philosoph und Soundaktivist aus Los Angeles. Seine Reflektionen kreisen um den Zusammenhang von sozialer Aktivität, geistiger Reflexion und futuristischen Noise-Explorationen: wie spiegelt sich das eine im anderen? Wie lassen sich Zusammenhänge stiften? Kann ein Begriff von Subversion in diesem Ping-Pong-Spiel zwischen Handeln, Denken und Lärmen gewonnen werden?

Zu diesem Zweck werden auch schonmal Bücher von Roland Barthes mit präparierten Kugelschreibern, die den Schreibprozeß via Tonabnehmer widergeben, abgeschrieben.

Sein Sound ist dabei alles andere als blutleer und verkopft, sondern von purer, physischer Präsenz.

Für das renommierte Frankfurter Noise-label Selektion (RLW, Achim Wollscheid...) veröffentlichte er erst kürzlich eine seiner situationistisch inspirierten Aufnahmen. Von Kennern der Szene wurde das als Sensation bewertet.

 

Studio 672, Venloer Str. 40, 50672 Köln, noise@stadtgarten.de